Was ist Freimaurerei - für mich?

08.04.2022

Für mich ist die Freimaurerei wie eine Schatztruhe oder, wer es (noch) nicht ganz so euphorisch mag, wie eine Werkzeugkiste, …die sich aber später auch zur Schatztruhe entwickeln kann, wenn er, die nur ihm zum Gebrauch bestimmten Werkzeuge, auch meisterlich zu beherrschen vermag.

Durch die Aufnahme zum Lehrling erhält der Bruder einen Schlüssel zu dieser Truhe und er darf zunächst einmal entscheiden, ob er ihn überhaupt benutzen will. (Nie wird ein Bruder zu etwas gezwungen!) Manch ein Bruder (be)nutzt ihn sein Leben lang nicht, was dann auch zu merken ist – für andere - Brüder.

Die, die ihn nutzen, blicken in eine Truhe, die alles enthält, was ein Bruder in sich finden kann. Manch einem reicht nur der Blick in die Truhe und was er sieht, beantwortet alles – auf den ersten Blick. Ein Anderer entdeckt eine Fälle unterschiedlichster Gegenstände, Bilder, Spielzeuge, ja auch schlichte Werkzeuge. Er wird neugierig, nimmt etwas heraus, untersucht es und wird irgendwie davon gepackt, diesen inneren Reichtum der Truhe weiter zu ergründen. Er experimentiert. Er – spielt! Und so wählt er, von Neugier gepackt, tiefer in der Truhe und findet immer mehr und immer Neues – oder Altes, längst Vergessenes, Dinge und Sachen, Situationen, Gefühle, Erinnerungen, die er nie in der Truhe vermutet hätte und je tiefer er in der Truhe sucht und gräbt, stößt er irgendwann auf ihren Grund… oder Abgrund, oder …(s)eine ganz individuelle Sicht auf das, was (s)ein Leben bisher ausmachte.

Andere wiederum machen die Truhe irgendwann zu und belassen es für eine Weile dabei. Später, irgendwann, öffnen sie die Truhe wieder und sind erstaunt, dass sie dann mit einem Mal völlig anderes enthält, als sie beim letzten Mal sahen. Manche sehen etwas, von dem sie bisher keine Ahnung hatten, dass dies auch in ihnen ist und zu ihnen gehört. Andere finden alles unverändert vor, so wie sie die Truhe beim letzten Mal verschlossen hatten. Es kann auch passieren, dass man etwas findet, was man lieber nicht gefunden hätte und ist dann erstaunt, wie schaurig dies ist, denn nicht immer findet der Bruder, was er zu finden hofft, sondern er findet das, was wirklich ist, auch wenn er es bisher nicht wahrhaben wollte. Freimaurerei ist und will es sein - ein Weg der Selbsterkenntnis.

Freimaurerei zeigt auch die Schwächen des Bruders auf und hilft ihm, diese nicht nur zu erkennen, sondern fordert auch auf, diese Schwächen kraftvoll anzugehen und zu überwinden suchen. Sie hilft aber auch, in der Schwäche das Potential der Stärke zu sehen – Freimaurerei hilft beide Seiten einer Medaille zu sehen und beide Seiten zum Klingen zu bringen. Und als meisterliches Fassen der Wahrheit sieht und erkennt der Bruder Freimaurer den Rand und seine Inschrift sowie das Material aus dem diese Medaille gemacht wurde. Und er erkennt auch, wie diese Medaille neu geschmiedet und geprägt werden kann, wenn er es will und die Kraft dazu entwickelt. All diese Optionen bietet die Freimaurerei – aber auch nicht mehr.

Egal, was und wie ein Bruder durch den Schlüssel, den er geschenkt bekommt, in der Schatztruhe, die ihm in der Freimaurerei geöffnet wird, findet, er findet meist was er suchte, bevor er ein Bruder wurde, denn es stellt seinen ganz persönlichen inneren Reichtum dar. Ja und vielfach hat ein Bruder mit einem Mal das in sich gefunden, was er bereits seit Generationen vorher vergeblich suchte. Etwas, das in ihm und wohl in jedem schon immer da war, ist und auf ewig sein wird. Denn Freimaurerei strebt nach Vervollkommnung, nach den besten individuellen und kosmischen Möglichkeiten, zu denen der Mensch von Anbeginn der Schöpfung aufgerufen und aufgefordert ist zu streben.

Nun, da er gefunden hat, erkenne er sich (darin) selbst – und lebe danach.

P.S.

Für alle, die jetzt eher negativ und ablehnend denken und auch so fühlen, die, welche einen Widerspruch in sich meinen zu erkennen (sic!); - dies ist ein Gleichnis! Es gibt viele Bilder, egal welcher Machart, sich in Wahrheiten auszudrücken. Gerade die Freimaurerei ist voll von solchen meist subtilen Gleichnissen, Bildern, Allegorien, Metaphern u.v.m. (es gibt so viele sch�ne Worte in der deutschen Sprache), doch sie alle entstammen einer Jahrhunderte (manche sagen Jahrtausende) alten Tradition, dem Mann in seiner primitiven instinktbehafteten Hilflosigkeit einerseits und seiner anmaßenden Hybris andererseits den Weg zu weisen, das Leben in heiterer Gelassenheit so zu nehmen und es in Liebe annehmend erfüllt zu leben, wie es vom Allmächtigen Baumeister der/aller Welten uns geschenkt wurde, wird und immerwährend offenbar ist.

Freimaurerei ist ein Schlüssel(-bund).


Br. N.S.